Feigheit erste Bürgerpflicht
Günther Oettinger, Ministerpräsident des Ländles im deutschen Südwesten sorgte für Unmut: Vorgänger Filbinger, sagte er, sei Gegner des NS-Regimes gewesen. Filbinger habe sich damaligen Zwängen beugen müssen. Das finden manche verlogen, mir scheint es schlimmer. Denn es hatte dieser Filbinger sich gewundert, dass heute Unrecht sein könne, was damals Recht war. Und eben so verstehe ich Oettingers Worte: dass jedem Unrecht zu gehorchen sei, solange es Recht heißt. Was werden wir da am 18. Oktober zu hören bekommen, wenn landesweit der bis zuletzt stolze SS-Mann Hanns-Martin Schleyer geehrt wird?
Schon viele Jahre lese ich Rilkes 1. Duineser Elegie anders. Mit Engeln kann ich nämlich nichts anfangen:
Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Staaten
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Geld: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein. Denn das Hohe ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören. Ein jeder Staat ist schrecklich.
Ich werfe Herrn Oettinger nicht vor, die Vergangenheit schön zu reden. Er redet er die Gegenwart schlecht.
Wenn der Kadavergehorsam nicht als ehrlos gilt, das Mitläufertum nicht Schande bringt, ist der Weg frei für kommende Untaten.
Mündige Bürger: Rettet euch selbst!
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